Das konjunkturelle und energiepolitische Umfeld wird auch im Geschäftsjahr 2020/2021 im Zeichen der COVID-19-Pandemie stehen. Die entsprechenden strategischen und operativen Maßnahmen, welche die Energie AG im Berichtszeitraum getroffen hat, wie beispielsweise die Einführung einer Taskforce und das proaktive Risikomanagement durch das Risk-Committee, werden daher auch im Geschäftsjahr 2020/2021 weitergeführt werden, sodass der operative Betrieb der kritischen Infrastruktur sichergestellt werden kann.

Hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen ist bis Jahresende eine politische Einigung hinsichtlich der Einführung eines Pfands auf Einweg-Plastikflaschen und eines verpflichtenden Anteils an Mehrwegflaschen im Einzelhandel, welche sich aus der Umsetzung des EU-Kreislaufwirtschaftspakets und der Richtlinie zu Einwegplastikprodukten ergibt, für den österreichischen Entsorgungsbereich absehbar. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs 2020/2021 ist darüber hinaus mit der parlamentarischen Behandlung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespakets zu rechnen. Ebenso werden in diesem Zeitraum gesetzliche Begutachtungsentwürfe zum Themenkomplex „Grünes Gas“ im Gebäudebereich sowie zur nationalen Umsetzung der EU-Energieeffizienz-Richtlinie erwartet.

Die Entwicklung der Energiemärkte im Geschäftsjahr 2020/2021 wird stark von den Erwartungen an die globale Wirtschaftsentwicklung und diese wiederum vom weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie abhängen. Für Europa werden zudem auch die Ergebnisse der Brexit-Verhandlungen entscheidend sein, ebenso wie die weitere Umsetzung der Klimaziele auf EU-Ebene, welche sich auf die CO2-Preise auswirken werden. Aus einer Situation der Überversorgung bei Öl, Kohle und Gas ist von der Brennstoffseite her für die Strompreise keine große Unterstützung zu erwarten. Engpässe auf der Angebotsseite sollten sich nicht nachhaltig auswirken. Vor dem Hintergrund einer erwarteten hohen Volatilität und großer Unsicherheiten erscheint eine Seitwärts- oder Abwärtsentwicklung für das Geschäftsjahr 2020/2021 wahrscheinlicher als eine wesentliche Aufwärtsentwicklung.

Die Stromerzeugungskapazitäten der eigenen thermischen Kraftwerke der Energie AG haben für die Bereitstellung als Netzreserve weiterhin hohe Bedeutung. Auch für das Geschäftsjahr 2020/2021 stehen die GuD-Kraftwerke der Energie AG den Übertragungsnetzbetreibern zur Netzstützung im Inland zur Verfügung.

Vertriebsseitig ist das kommende Geschäftsjahr aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Krise mit hohen Unsicherheiten verbunden und mit weiteren Umsatzeinbußen vor allem im Business- und Industriekundensegment sowie mit höheren Forderungsverlusten in allen Bereichen zu rechnen. Maßgeblich entscheidend für die Vertrieb GmbH wird sein, inwieweit die politischen Rahmenbedingungen es ermöglichen, sich immer mehr auch als Energiedienstleister zu positionieren. Die Vertrieb GmbH beabsichtigt, die Strom- und Erdgas-Endkundenpreise für Privat- und Gewerbekunden des Premiumbereichs (ausgenommen Float) auch im nächsten Geschäftsjahr konstant zu halten.

Die regulatorischen Rahmenbedingungen des Segments Netz für die aktuelle Regulierungsperiode Strom sind für fünf Jahre festgelegt und weiterhin als stabil einzuschätzen. Bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Erdgas steht die Entscheidung für das Jahr 2020 aktuell noch aus, es ist jedoch davon auszugehen, dass die Parameter auf Basis der für die Jahre 2018 und 2019 getroffenen Entscheidungen für die gesamte dritte Regulierungsperiode angewendet werden. Die Geschäftstätigkeit im Segment Netz wird auch im Geschäftsjahr 2020/2021 wieder vom Vorantreiben von Großprojekten, insbesondere jenen des „Stromnetz-Masterplans Oberösterreich 2028“, und dem konsequenten Fortführen von Schwerpunktprogrammen im Erdgas- und Stromnetz geprägt sein. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird zudem die Umsetzung der Anforderungen des derzeit in Begutachtung befindlichen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespakets sein.

Nach Abschluss des Smart-Meter-Roll-Outs und der vollständigen Digitalisierung mittels AMIS-Technologie wird auch zukünftig eine permanente Weiterentwicklung im Smart-Metering notwendig sein. Dies betrifft vorrangig die Unterstützung von Point-to-Point- und Wandler-Zählern, um Kunden in sehr dünn besiedelten Gebieten eine Teilnahme an neuen Marktmodellen – wie gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen, E-Mobilität oder Energiegemeinschaften – mit vertretbaren Kosten zu ermöglichen.

Nach derzeitigem Stand der Technik ist die Glasfasertechnologie das zukunftssicherste Medium, um hohe Bandbreiten mit der notwendigen „Quality of Service“ anbieten zu können. Derzeit sind die künftigen Förderprogramme auf Bundesebene in Ausarbeitung. Die Telekom GmbH beabsichtigt, sich auch für zukünftige Calls aus diesen Förderprogrammen zu bewerben. Neben Glasfaser als Festnetztechnologie wird sich vor allem im Mobilbereich die LTE- bzw. 5G-Technologie nachhaltig etablieren. Aus diesem Grund sollen durch die Anbindung von Mobilfunksender-Standorten an das eigene Glasfasernetz Businesschancen genutzt werden.

Der Fokus im Segment Tschechien liegt im Geschäftsjahr 2020/2021 auf der weiteren Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Wasser- und Wärmegesellschaften und der Hebung von Synergien. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Integration der mit 06.12.2019 übernommenen VAK Zapy s.r.o. sein. Auch mehrere größere Konzessionsausschreibungen in den betreuten Regionen, an denen sich die Energie AG-Bohemia-Gruppe mit einem ihrer Tochterunternehmen beteiligen wird, werden im Geschäftsjahr 2020/2021 stattfinden. Inwieweit sich die COVID-19-Pandemie auf den Ablauf dieser Ausschreibungen auswirken wird, ist noch nicht abschätzbar. Dies gilt auch für die kurz- und mittelfristigen Effekte auf das laufende Geschäft. Die Auswirkungen auf Wärme- bzw. Trinkwasserabsatz und Abwasseranfall waren im abgelaufenen Geschäftsjahr noch nicht signifikant spürbar und können entsprechend der weiteren Entwicklung der Pandemie noch nicht seriös abgeschätzt werden.

Auch im Segment Entsorgung sind die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die weitere Entwicklung der Wertstoffpreise derzeit nicht seriös abschätzbar. Im Geschäftsjahr 2020/2021 wird die Neuregelung der Zusammenarbeit der Energie AG und der eww ag in Wels im Fokus der Aktivitäten stehen. Um künftig die Stadt Wels sowie die angrenzenden Gebiete noch besser und effizienter mit Fernwärme versorgen zu können, sollen die Auskopplung der Fernwärme noch stärker als bisher aus der Welser Abfallverwertung stattfinden und die abgegebenen Fernwärmemengen deutlich ausgebaut werden. Mit dem Projekt sind in den nächsten Geschäftsjahren entsprechende Investitionen verknüpft.

Angesichts der weiterhin aktuellen COVID-19-Pandemie wird der Fokus der Energie AG auch im Geschäftsjahr 2020/2021 auf der zuverlässigen Wahrnehmung der systemrelevanten Aufgaben, insbesondere der Versorgungssicherheit der Kunden, bei gleichzeitig höchstmöglichem Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter liegen. Die bisherigen strategischen Ziele im Bereich Kundenorientierung, Umweltschutz, Dekarbonisierung, Digitalisierung sowie Kostenmanagement bleiben aufrecht.

Mit Auswirkungen der anhaltenden COVID-19-Einschränkungen, beispielsweise durch den Rückgang des Energieverbrauchs von Kunden und die Preisentwicklungen auf den internationalen Märkten, ist weiterhin zu rechnen. Im Bewusstsein der derzeitigen Schwierigkeit der Erstellung belastbarer Ergebnisprognosen wird für das Geschäftsjahr 2020/2021 eine zwar im Vergleich zum Berichtszeitraum rückläufige, aber dennoch zufriedenstellende Ergebnisentwicklung erwartet.

Linz, am 2. Dezember 2020

Der Vorstand der Energie AG Oberösterreich

Generaldirektor DDr. Werner Steinecker MBA, Vorsitzender des Vorstands (Unterschrift)

Generaldirektor
DDr. 
Werner Steinecker MBA
Vorsitzender des Vorstands
CEO

Dr. Andreas Kolar, Mitglied des Vorstands (Unterschrift)


Dr. Andreas Kolar
Mitglied des Vorstands
CFO

Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA, Mitglied des Vorstands (Unterschrift)


Dipl.-Ing. Stefan Stallinger MBA
Mitglied des Vorstands
COO