Die Energie AG zählt seit jeher Forschung, Entwicklung und Innovation in allen Konzernbereichen zu ihren Kernaufgaben. Der Energiebereich ist, getrieben durch gesellschaftliche und politische Prozesse wie die Energiewende, einem starken Wandel ausgesetzt, den es mitzugestalten gilt. Inzwischen reicht es nicht mehr aus, die einzelnen Sektoren getrennt zu betrachten, vielmehr sind sektorenübergreifende Lösungen notwendig, um den aktuellen Problemen zu begegnen. Zusätzlich bieten Digitalisierung und Automatisierung Chancen, welche von der Energie AG mit zielgerichteter Innovation und Forschung aufgegriffen werden. Enge Kooperationen mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft ermöglichen dabei hohe Kosteneffizienz und einen intensiven Austausch mit wertvollen, gegenseitigen Impulsen.

Im Berichtszeitraum stand neben der Anpassung der Verteilernetze an zunehmend dezentrale Erzeugungsanlagen und der Bereitstellung von Energie aus regenerativer Erzeugung die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen und zahlreichen Projekten in den Segmenten Entsorgung und Wasser im Fokus der Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten. Einen weiteren Schwerpunkt stellte im Geschäftsjahr 2017/2018 die Umsetzung von Projekten aus der Digitalisierungsoffensive „e-bit“ dar. Diese „e-bit“-Projekte bewirkten gesellschaftsübergreifende Impulse nach innen und außen und schufen Anregungen für weiterführende Projekte.

Kennzahlen F&E&I

 

 

Einheit

 

2017/2018

 

2016/2017

 

Entwicklung

Anzahl der F&E&I-Projekte im Konzern

 

Anzahl

 

110

 

98

 

12,2 %

Beteiligte Mitarbeiter an F&E&I-Projekten

 

Anzahl

 

334

 

314

 

6,4 %

F&E&I-Aufwendungen im Konzern

 

Mio. EUR

 

3,7

 

3,2

 

15,6 %

Im Geschäftsjahr 2017/2018 wurde Forschung, Entwicklung und Innovation unter anderem in folgenden Projekten betrieben (Auszug):

Photovoltaik-(PV)-Nachvermessung

Die 1988 errichtete Photovoltaik-Anlage am Loser war das erste größere Photovoltaik-Forschungsprojekt der Energie AG und sie ist auch heute noch voll funktionstüchtig. Mittels Nachvermessungen und Thermografieaufnahmen im Berichtszeitraum konnten nach nunmehr 30 Jahren wichtige Erkenntnisse in Bezug auf das Verhalten von PV-Modulen, über deren Lebensdauer und darüber hinaus gewonnen werden.

Rassa – Referenzarchitektur für sichere Smart Grids

Das von der Technologieplattform Smart Grids Austria initiierte Projekt Rassa hat das Ziel, in enger Abstimmung mit allen relevanten Stakeholdern eine Referenzarchitektur für sichere Smart Grids in Österreich zu entwickeln. Indem bei der Instanziierung einzelner Komponenten die Prinzipien der Referenzarchitektur übernommen werden, können sichere und interoperable Smart Grid-Systeme auf konsistente und effiziente Weise umgesetzt werden.

Enerchain

Mit einem Konsortium europäischer Energieversorgungsunternehmen und einem Entwicklungspartner wurde im Geschäftsjahr 2017/2018 ein „proof of concept“ einer Handelsplattform auf Basis der Blockchain-Technologie entwickelt, die es prinzipiell erlaubt, bilaterale Strom- und Gas-Großhandelsgeschäfte dezentral, anonym und mit hoher Sicherheit durchzuführen. Im Februar 2018 wurde der erste Blockchain-Stromgroßhandel mit einem Marktpartner erfolgreich abgeschlossen. In weiterer Folge soll die Plattform markttauglich gemacht werden. Dabei sind technologisch und juristisch zahlreiche offene Punkte zu klären.

Mitverbrennung staubförmiger Abfälle

In der thermischen Verwertung von Abfällen stellen staubförmige Abfälle ein großes Problem und Gefahrenpotenzial dar. In diesem Projekt wurden im Berichtszeitraum daher für den Problemstoff Staub ganzheitliche Lösungsansätze bzw. Behandlungsprozesse zur Mitverbrennung dieser staubförmigen Abfälle in den Rostfeuerungsanlagen entwickelt. Dabei standen vor allem hydrophobe Stäube wie beispielsweise Pulverlacke im Vordergrund. Zudem wurden in einer wissenschaftlichen Arbeit die Grundlagen zur Charakterisierung von Stäuben, die Schwierigkeiten bei der Manipulation und Behandlung sowie Zielszenarien für den Umgang mit staubförmigen Abfällen dargestellt.

Hydrantenservice-Wasserkarte

Gemeinden, Wasserversorger, Feuerwehren und andere Dienstleister sind auf schnelle und verlässliche Informationen über das Wassersystem und die Standorte von Hydranten angewiesen. In Kooperation mit dem Start-up wasserkarte.info erfolgte im Berichtszeitraum eine inhaltliche Weiterentwicklung der im Geschäftsjahr 2015/2016 entwickelten Web-Applikation zur Marktreife. Die Datenaufnahme vor Ort erfolgt über ein Tablet bzw. Smartphone, wobei im Projekt mögliche Weiterentwicklungen hinsichtlich zusätzlicher Nutzungsmöglichkeiten (Schieber etc.) berücksichtigt wurden.

Digitalisierungsprojekte im Segment Netz

Im Segment Netz wurden im Geschäftsjahr 2017/2018 mehrere Innovationen im Bereich der Digitalisierung umgesetzt. Das Web-Trouble-Ticket-System WTC startet bei der Störungserfassung einen Workflow, in dem automatisch alle relevanten Informationen übermittelt werden. Der Netztechniker wird zum Störungsort navigiert und schließt nach Erledigung vor Ort mittels Mobil-Applikation den Workflow. Durch diese effiziente Kommunikation wird die Störungsbehebung vereinfacht und beschleunigt. Im Bereich Planung wurde mit dem SWebAPP-Modul Künettenkalkulator „Aufmasstool“ die Möglichkeit geschaffen, Daten zur Künettenführung vor Ort online aufzunehmen. Die Daten werden zur weiteren Be- und Verarbeitung direkt in den GIS-Datenbestand geschrieben. Weiters wurde die erste Pilotanwendung auf Basis Augmented Reality für die Kennzeichnung erdverlegter Leitungen (Rückstecken) mittels iPhone-App entwickelt.